Kirche Jöhstadt

Kirche Jöhstadt

die Kirche

Seit Jöhstadt im Jahre 1655 das Stadtrecht erhielt, wuchs die Stadt durch Zuzug von vertriebenen evangelischen Christen aus Böhmen. Die vorhandene St.-Joseph-Kapelle, am heutigen Marktplatz, wurde bald zu klein. So wurde in der Hoffnung auf weiteres Wachstum der Bau eines neuen größeren Gotteshauses beschlossen. Allerdings war man nicht in der Lage, die enormen Kosten zu tragen. So wurde mit Genehmigung des Kurfürsten Johann Georg II. ein Spendenaufruf gestartet. Aus dem In- und Ausland gingen Kollekten und Spenden mit insgesamt 4.594 Talern, 20 Groschen und 4 Pfennigen ein. So konnte der Grundstein für diese Kirche in Jöhstadt am 15. April 1675 gelegt werden. Fast zweieinhalb Jahre später, am 2. September 1677, erfolgte die Weihe auf den Namen „St. Salvator“ (der Heilige Erlöser). Die Baukosten beliefen sich auf 5.099 Taler und 7 Pfennige. Weitere Ausbauten wurden 1724 - 1728 und 1850 - 1852 vorgenommen. Der weithin sichtbare Turm wurde 1852 angebaut. Damit ist die Kirche im Schiff 36 m lang, 18 m breit und 11,5 m hoch. Der Turm ragt 45 m in den Himmel. Die Kirche liegt in Richtung SW-NO, mit dem Turm im Westen. Eine notwendige innere Renovierung und Erneuerung fand in den Jahren 1860 - 1862 statt. Hier erfolgte auch die Gestaltung des Kirchenraumes in den hellen Farben, wie er heute noch zu sehen ist. Dabei wurden auch die barocken Emporenmalereien entfernt. Diese Darstellungen biblischer Geschichten von 1730 wurden 1927 nach Großrückerswalde verkauft und sind heute in der dortigen Wehrkirche zu sehen. Es folgten in den Jahrzehnten weitere Renovierungen, die letzte 1980 - 1984.

der Altar

Den Barockaltar schuf Meister Andreas Petzold aus Schneeberg. Meister Petzold war in Ungarn ansässig, wurde von dort aber aufgrund seines Glaubens vertrieben. Der Altar ist vollständig aus Holz gearbeitet und misst 6,3 m in der Breite und 9m in der Höhe. Im unteren Mittelfeld ist die Anbetung des Christkindes durch die drei Weisen dargestellt. Links neben der Säule steht als Vertreter des Alten Testamentes Moses mit den Gesetzestafeln. Rechts ist Johannes der Täufer mit einem die Siegesfahne tragenden Lamm als Vertreter des Neuen Testamentes zu sehen. Oberhalb am Gesimse sind die Symbole der Evangelisten des Neuen Testamentes angebracht: Markus (Löwe), Matthäus (Engel), Lukas (Stier) und Johannes (Adler). Auf dem Gesimse links steht Jesus mit Dornenkrone an der Martersäule. Auf dem Spruchband davor ist in lateinischer Schrift das Wort aus Jes. 53,4 „Fürwahr, er trug unsere Krankheit und lud auf sich unsere Schmerzen“ zu lesen. Rechts steht der Auferstandene mit der Strahlenkrone. Das Spruchband davor kündet aus Jes. 50,6 „Ich hielt meinen Rücken dar denen, die mich schlugen, und meine Wangen denen, die mich rauften“. Das Mittelfeld oben beherrscht der auferstandene und auffahrende Christus. Auf dem Spruchband davor steht in Latein „Ehre sei Gott in der Höhe“. Flankiert werden diese Figuren durch Engel, welche Marterwerkzeuge halten. Über allem steht im Strahlenschild der hebräische Gottesname Jahwe. Die Girlanden mit den Blättern, Blumen und Früchten sind als Zeichen für das Leben zu sehen. Eine Besonderheit des Altares ist, dass das Kruzifix (Christus am Kreuz) nicht Bestandteil des eigentlichen Altares ist, sondern rechts und links an der Wand einen Platz gefunden hat. Somit bildet nicht der Tod, sondern der Auferstandene mit Siegesfahne den Mittelpunkt. Der Altar wurde der Kirche 1676 durch Hr. Hofrat Dr. Andreas Meyer aus Dresden und dessen Bruder Hr. Christian Meyer gestiftet. Letzterer war der Besitzer des Eisenhammers im Ortsteil Schlössel. An diese Stiftung erinnert die lateinische Schrift auf dem ovalen Schild in der Mitte. Der Altar war in seiner ursprünglichen Ausführung sehr farbenfroh gestaltet. Mit der Kirchenrenovierung von 1860 erfolgte die Umgestaltung in ein nüchternes Weiß und Gold.

die Orgel

Mit dem Bau der Kirche 1677 wurde eine gebrauchte Orgel angeschafft. Aus dem Jahre 1854 wird aber berichtet, dass die Orgel „seit Jahr und Tag nicht mehr geht“. So wurde die heutige Orgel 1860-1861 durch den Orgelbaumeister Christian Friedrich Göthel in Borstendorf gebaut. Am 31. Juli 1861 erfolgte die Weihe. Die Orgel bestand aus 24 Registern auf zwei Manualen und Pedal. Göthel baute seine Orgelwerke betont konservativ, und er stand deshalb mehr als mancher Zeitgenosse in der Nachfolge seines großen Vorbildes Gottfried Silbermann. 1935 baute die Firma Schuster aus Zittau das mechanische Instrument auf elektropneumatische Traktur um. Gleichzeitig wurden Spielhilfen, drei Vorbereitungen, Walze und Schweller eingefügt. Die Orgel wurde um 17 Register auf drei Manualen und Pedal erweitert. Damit ging der spezifische Klangcharakter der Göthel-Orgel verloren und nach ca. 60 Jahren stellten sich zahlreiche Störungen in der Elektrik ein. Nachdem sich 1992 ein "Förderverein zur Rekonstruktion der historischen Göthel-Orgel" gegründet hatte, konnte die Orgel in den historischen Bestand von 1861 kompromisslos rekonstruiert werden. Die Wiederweihe fand am 23. Juni 1996 statt. Seitdem gehört die drittgrößte erhaltene Göthel-Orgel zu den wertvollsten und klangschönsten Instrumenten des oberen Erzgebirges.

die Glocken

Bis zum 26 Juli 1917 trug der Turm der Kirche ein Geläut aus Bronzeglocken. Doch der Irrsinn des I. Weltkrieges forderte ihr Opfer. So wurden eine 15  Zentner große Glocke „Fis“ von 1852, eine 6  Zentner schwere Glocke „Ais“ von 1702 und eine 2,5 Zentner Glocke „Es“ abtransportiert und eingeschmolzen. Die letztgenannte kleine Glocke war die sogenannte Bergglocke, 1557 in Freiberg gegossen, und hatte ihren Platz in der Laterne des Turmes. Diese Glocke ist schon im Dachreiter der St. Joseph Kapelle (bis 1839 auf dem heutigen Marktplatz) erklungen. Als einzige Glocke des alten Geläutes ist eine Glocke von 5 Zentnern „Cis“ von 1852 geblieben. Jedoch musste sie am 17.  Dezember 1941 für den Einsatz im II. Weltkrieg hergegeben werden. Allerdings fand man diese Glocke 1948 unbeschädigt in Hamburg und gab sie der Kirche in Jöhstadt zurück. Diese Glocke wird als "Hochzeitsglocke" heute zu Hochzeiten, beim Einzug des Brautpaares, von Hand mitgeläutet. Im Jahre 1919 wurden drei Stahlgussglocken, mit dem Klangbild Es - G - B, angeschafft. Die große Glocke „Es“ wiegt 38,8 Zentner, die Mittlere „G“ 18,4 Zentner und die kleine Glocke „B“ 10,4 Zentner. Die Glocken wurden bei der Fa. Schilling & Lattermann aus Apolda in Morgenröthe/Rauten- kranz gegossen. Nachdem die Glocken zu Weihnachten 1919 in Jöhstadt eintrafen, wurden sie zu Silvester 1919 zum ersten Mal geläutet und Neujahr 1920 geweiht.

der Taufstein

Der Taufstein stammt aus dem Jahre 1677 und wurde durch den Hammerherren Christoph Rubner aus Pleil-Sorgental gestiftet. Auf dem Rand der Taufschale ist folgende Inschrift zu lesen: „ Von der ersten in Jöhstadt erbrochenen Silber-, Blei-, und Kobalterzausbeute seit es eine Stadt ist - 1655- von der Kurprinz - Friedrichschen - Fundgrube gehörig. Dieses zum Gedächtnis daran an hiesiger heiliger Stätte verehret am letzten Sonntag nach Trinitatis im Jahre 1736 nach der Geburt JESU unseres Heilandes. A.B. Rebentrost“.

die Denkmäler

An der Außenwand, links neben dem Haupteingang, hängt eine Gedenktafel. Sie erinnert an den Kirchenliederdichter Johann Andreas Cramer, der am 27. Januar 1723 hier in Jöhstadt geboren wurde. Im Eingangsraum des Turmes liegt in der rechten Nische ein aufgeschlagenes Buch. Hier wird der Bürger Jöhstadts gedacht, die im Kriegsdienst des II. Weltkrieges gefallen sind. Im Außengelände befinden sich die Denkmäler für den I. Weltkrieg und den Deutsch - Französischen Krieg.